Vom Fahrrad mit Korb zum Drogerie-Imperium

Dirk Rossmann unterscheidet sich deutlich vom klischeehaften Bild des Millionärs. Er hat keine ausländischen Villen, keinen Privatjet oder einen Rolls-Royce. Er fährt seit vielen Jahren das gleiche Auto. Er trägt seine geliebten verwaschenen Jeans und hasst Krawatten. Er zahlt gerne seine Steuern. Er führt ein ruhiges Familienleben.

Dirk Rossmann wurde 1946 in Hannover geboren. Sein angeborener Unternehmergeist wurde schon früh geweckt. Bereits im Alter von 12 Jahren verdiente er sein erstes Geld.

- Meine Eltern besaßen eine Apotheke. Die Preise waren damals gesetzlich geregelt, und ich habe meine Mutter angefleht, Produkte 10 Prozent billiger als andere zu verkaufen, erinnert er sich in einem Interview. - Ich räumte die Speisekammer zu Hause aus, um die Waren dort zu lagern. Jeden Freitag stieg ich mit einem Korb auf mein Fahrrad und fuhr bei den Nachbarn in unserer Straße vorbei. Schnell kam ich auf über tausend Mark Monatsumsatz.

Als Mensch bin ich freundlich, als Konkurrent bin ich unangenehm

Er war 14 Jahre alt, als er begann, den Beruf des Apothekers zu erlernen. Er ging nicht auf die Universität, weil er das Familienunternehmen übernehmen wollte, außerdem mochte er die Schule nicht: - Ich habe nicht verstanden, was die Lehrer von mir wollten, ich bin nicht gerne früh aufgestanden. Ich weiß, dass es Disziplin geben muss, aber ich mag sie nicht besonders.

Seine erste eigene Drogerie eröffnete er 1972, als die deutsche Regierung die Preise für Chemikalien und Kosmetika liberalisierte. Sie war 200 Quadratmeter groß und die erste Selbstbedienungsdrogerie in Deutschland. Am Eröffnungstag war der Kundenandrang so groß, dass die Kassiererin statt der erwarteten 2-3.000 Mark 20.000 Mark zählte.

Zehn Jahre später hatte Dirk Rossmann bereits 100 Drogerien in Norddeutschland.

Dirk Rossmann betont oft, wie wichtig Bücher für ihn sind. - Sie sind eine Brücke zur Welt, sagt er. Dabei beruft er sich gerne auf Schopenhauer, der behauptete, dass Menschen keinen Erfolg haben, weil sie zu früh aufgeben. - Für mich ist es auch wichtig, nicht zu früh aufzugeben, bekennt er. Und das sind keine leeren Worte.

Dirk Rossmann präsentiert sein Buch

Ich bin nicht knauserig, aber ich brauche auch nicht viele Dinge. Gebt mir ein gutes Buch, das ist genug für mich

Vom Risiko über die Beharrlichkeit bis zur Stabilität

Trotz der offensichtlichen Erfolge ist die Geschichte des Familienunternehmens nicht frei von Problemen und dramatischen Momenten. - Ich habe an der Börse spekuliert, ich habe gewonnen, ich habe verloren, das Unternehmen hat gelitten, gibt Dirk Rossmann zu und erzählt, dass er nicht immer sicher war, ob er seine Mitarbeiter bezahlen kann. Dank seiner eigenen Beharrlichkeit und der Unterstützung seiner Frau gelang es ihm jedoch, die Krise in den 1990er Jahren zu überwinden. Ein guter Schritt war die Einführung eigener Produktmarken sowie der Eintritt in die mittel- und osteuropäischen Märkte, einschließlich Polen (1993 wurde die erste Drogerie in Łódź eröffnet).

Dirk Rossmann ist nicht nur ein begeisterter Leser, sondern auch ein Buchautor. Im Jahr 2019 veröffentlichte er die Autobiografie „...und dann bin ich auf den Baum geklettert“, zwei Jahre später folgte der klimasensible Thriller „Der neunte Arm des Oktopus“. Er ist ein begeisterter Tennis- und Skatefan und Miteigentümer eines lokalen Fußballvereins in Hannover.

Er hat zwei Söhne. Im Jahr 2021 übergab er die Leitung des Unternehmens an den jüngeren, Raoul.

Dirk Rossmann